Freitag, 28. Oktober 2016

Zu Hause in Guilleme...

Zu Hause in Guilleme…


Hallöchen! Mwaswera bwanji? (Wie geht es dir heute Nachmittag? :D)

Seit Langem melde ich mich nun auch wieder aus dem fernen, wunderbaren Malawi. Jetzt haben wir schon Oktober... Das ist schon seltsam, die Zeit ist für mich wie im Flug vergangen und trotzdem habe ich das Gefühl, schon seit einer Ewigkeit hier zu sein…
Ich fühle mich … wie zu Hause eben J Aber nun habe ich erstmal ganz viel aufzuholen! Viel Spaß beim Lesen!
Der Oktober in Malawi ist, auch wenn man sich das in Deutschland vielleicht schlecht vorstellen kann, der wärmste und trockenste Monat im ganzen Jahr. Wir sind also gerade richtig in Hochsommerstimmung und können uns gemütliche Abende mit einer Tasse Tee in der Hand während draußen ein kalter Herbstwind pfeift gar nicht mehr vorstellen. :D
Nun sind wir richtig drin in unserem neuen Leben in Guilleme J Seit nun schon 2 Monaten ist unser Boarding hier richtig mit Leben gefüllt… Und wir leben hier gemeinsam mit etwa 360 ganz wunderbaren Mädchen auf dem Gelände.
Wow, das war echt eine ganz große Umstellung für uns! Unser Leben wurde hier komplett umgekrempelt. Und je länger wir hier leben, umso mehr lernen wir diese Veränderung zu lieben! Auch wenn es anfangs für uns ein wenig schwer war.
Wie ihr vielleicht wisst, arbeiten Pia und ich an der Guilleme Girls Boarding Primary School, das ist eine Grundschule für Mädchen von der ersten bis zur achten Klasse. Auf dem Boarding allerdings leben nur die Mädchen der höheren Klassen (5.-8.).  Am fünften September war der Tag gekommen, an dem all diese fröhlichen, lebendigen Mädchen hier eingezogen sind. Und schon war es vorbei mit der Ruhe!
Anfangs waren natürlich alle ganz neugierig und wollten uns begrüßen und unsere beste Freundin sein J  Jeden Tag wurde bei uns rund um die Uhr an der Tür geklopft und das hat sich bis jetzt auch noch nicht wirklich geändert. Meistens kommen die Mädchen vorbei um sich Spiele auszuleihen, weil sie mit uns „chatten“ möchten oder einfach nur um Hallo zu sagen.
 Pia und ich haben wie unsere Vorgänger eine „Game-Time“ von 14 bis 17 Uhr, welche extra für diese Zwecke  genutzt werden kann. ;D Dann werden Spiele gespielt, Bücher gelesen oder lustige Tänze getanzt. Besonders gerne mögen die Mädchen auch spannenden Geschichten und Märchen lauschen. J „Please tell me a story“… Das ist echt total schön!


 Abends gehen wir dann immer in den Schlafsälen (Dorms) der Mädchen herum, um ihnen gute Nacht zu sagen. Das tut uns glaube ich genauso gut wie den Kindern. J Wir werden immer bestürmt von den vielen Mädchen, die sich eine (oder mehrere) Umarmungen abholen wollen.


 

Ein Arbeitstag in Guilleme…


Schon morgens in der Frühe noch vor Sonnenaufgang ist unser Boarding erwacht… Immerhin gibt es ja auch viel zu tun! Wäsche muss gewaschen und die Dorms ordentlich geputzt und die Betten gemacht werden. Das Ziel der Mädchen ist es nämlich, besonders viele Sterne für den eigenen Dorm zu bekommen, welche Pia und ich jeden Morgen an die besten Schlafsäle vergeben. Und das ist die Anstrengung wert! Denn am Ende des Monats gibt es einen Preis für die meist verdienten Sterne, Schmetterlinge oder Herzen.
Um spätestens 7:15 Uhr müssen wir alle fertig und bereit für den Schultag sein. Zu diesem Tag beginnt auf dem Schulhof die Morning Assembly, an welcher alle Schülerinnen teilnehmen müssen. Die Mädchen stellen sich dann Klassenweise in Reihen auf und es werden einige Aufwärmübungen gemacht, Gebete gesprochen und zum Schluss wird natürlich die malawische Nationalhymne auf Englisch oder Chichewa gesungen. Die kleinen Erstklässer stürmen danach immer schon voller Energie in ihre Klassenräume, während die Mädchen der höheren Klassen es immer etwas langsamer angehen lassen J















Ich habe sogar schon einmal bei der Assembly assistieren dürfen. Unsere Hauptaufgabe in der Schule besteht allerdings darin, die Mädchen in dem Fach „Expressive Arts“ zu unterrichten. Das ist eine Mischung aus Kunst, Sport, Musik und Ausdruck. Pia unterrichtet eine sechste und ich zwei siebte Klassen. Das ist manchmal echt eine Herausforderung, weil in einer Klasse bis zu 90 Kinder sind J Wir haben aber schon viele lustige Themen durchgenommen, wie zum Beispiel die „traditional dances“ aus den verschiedenen Regionen Malawis. In diesem Fall werden wir allerdings mehr von den Kindern unterrichtet als anders herum. :D Die Mädchen suchen sich dann selber alle möglichen Gegenstände, um sich daraus traditionelle Kostüme zu basteln und Eimer und Stöcker, welche sie als Trommeln verwenden. Die dürfen natürlich nicht fehlen! J Das ist echt ziemlich cool!







( Beim Outdoorr-Unterricht...) 



Die restliche Zeit des Vormittags verbringen wir oft damit, Plakate für die Lehrer zu malen, Namenslisten abzutippen oder unsere Stunde vorzubereiten. Letztens haben wir mit dem Klassenlehrer meiner siebener Klassen in dem Fach „Agriculture“ Mais und Bohnen im Schulbeet gepflanzt. Das war sehr interessant und der Mais war schon nach einer Woche zu sehen!



Wenn wir von der Schule nach Hause kommen kochen wir für uns selber Mittagessen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, da wir im Moment sehr oft einen „Blackout“ haben. Das heißt, dass der Strom für einige Stunden oder manchmal bis zu zwei Tagen ausfällt. Das bedeutet also für uns es wird traditionell über dem Feuer gekocht J Wenn wir es erstmal anbekommen haben macht das aber echt Spaß und dann sitzen wir draußen und kochen uns Nsima (Maisbrei) oder braten Pfannkuchen.
Auch das Wäschewaschen sollte gelernt sein :D


Nachmittags spielen wir dann in der Game-Time mit den Mädchen, lesen oder räumen auf. Letztens haben wir uns auf dem Sportplatz ein Netballspiel von unseren Mädchen angeschaut. Netball ist eine Art von Handball und wird hauptsächlich von Frauen gespielt. Wenn jemand ein Tor gemacht hat, sind immer alle auf das Feld gestürmt und haben getanzt und Lieder gesungen. Wir haben uns mitreißen lassen und das hat echt großen Spaß gemacht!So sieht also unser Alltag aus und wir haben uns schon richtig daran gewöhnt J Natürlich habe ich auch von einigen interessanten Veranstaltungen außer der Reihe zu berichten…

Wasser holen auf dem Kopf...
 




Besondere Erlebnisse und Feierlichkeiten…


Das erste besondere Ereignis in diesem Monat fand am 3. Oktober in Lilongwe statt. Anlässlich des Tags der deutschen Einheit waren wir sechs und viele andere Deutsche aus ganz Malawi in der Residenz des deutschen Botschafters eingeladen. Seit etwas längerer Zeit hatten wir daher irgendwie das Gefühl wieder in Deutschland angekommen zu sein. Das war anfangs schon seltsam, weil auf einmal wieder in einer uns vertrauten Sprache gesprochen wurde und wir ganz viele Azungus (Weiße) gesehen haben. :D Trotzdem haben wir den Abend noch sehr genießen können, da wir die Gelegenheit hatten neue Bekanntschaften zu schließen, Erfahrungen auszutauschen und eine deutsche Party mit Schnitzel, Sauerkraut, Schlagern und Bier zu genießen. Den Tag danach haben wir sechs dann noch auf einem großen Markt in Lilongwe verbracht bis es dann in einem etwas engen Minibus wieder heimwärts ging J
Auch an den Wochenenden werden wir manchmal spontan oder auch mit Ankündigung von den Schwestern zu Festen eingeladen. :D Das ist bei jedem Mal ein ganz besonderes Erlebnis J Am 15. Oktober (übrigens auch Muttertag in Malawi) wurde bei den Sisters of Charity of Ottawa im Guilleme Konvent der Geburtstag der Ordensgründerin gefeiert. Wir waren natürlich mit von der Partie. Das Fest startete mit einer Messe (wie eigentlich alle Feste auf denen wir bisher waren J). Dabei haben einige unserer Guilleme-Girls mit hübschen weißen Kleidchen gesungen und getanzt. Das war wieder einmal wunderschön! Zu dem Fest kamen aus Guilleme und aus vielen anderen Teilen Malawis, Vertreter einer Gruppe, welche die Schwestern in verschiedenen Bereichen unterstützen. In diesem Fall gab die Gruppe und die Schwestern ein großes Essen für die Bedürftigen aus unserem Dorf und versorgten sie mit Lebensmitteln und Seife. Das war auch sehr schön und meiner Meinung nach ein tolles Zeichen der Einheit und Gemeinschaft!
Auch für uns gab es ein großes Festessen, Obst und später noch einen großen Schokoladenkuchen, welcher feierlich von der ältesten Schwester angeschnitten wurde J Am Nachmittag haben wir dann einem Netballspiel zwischen den Schwestern und den Helferinnen der Unterstützergruppe zugeschaut. Ganz verstanden haben wir die Regeln noch nicht, aber immerhin merkt man sofort wann ein Tor fällt aus den bereits genannten Gründen. :D An sich wird eigentlich immer dabei gesungen und getanzt. Das Spiel endete abrupt, als wir das Feld für eine Jugendfußballgruppe aus dem Dorf räumen mussten. :D

 
(Mädchen führen kleine Dramas vor unserem Haus vor)

Wie so oft war auch dieser ein ganz besonderer, wunderbarer und gelungener Tag J Guilleme ist nun unser zweites Zuhause auch wenn ich natürlich noch oft an das schöne Deutschland denke J Wir sind hier in einer großen, lebhaften Familie aufgenommen worden und freuen uns über jeden neuen Tag, welcher fast immer Überraschungen für uns bereithält :D
Ich hoffe es war nicht zu lang und ihr konntet den Bericht genießen! :D
Viele Grüße aus dem immer wärmeren Malawi und bis zum nächsten Mal!
Tionana (Wir sehen uns)

Eure Antonia