Zu Hause in Guilleme…
Hallöchen! Mwaswera bwanji? (Wie geht es dir heute Nachmittag? :D)
Seit Langem melde ich mich nun auch wieder aus dem fernen,
wunderbaren Malawi. Jetzt haben wir schon Oktober... Das ist schon seltsam, die
Zeit ist für mich wie im Flug vergangen und trotzdem habe ich das Gefühl, schon
seit einer Ewigkeit hier zu sein…
Ich fühle mich … wie zu Hause eben J Aber nun habe ich erstmal
ganz viel aufzuholen! Viel Spaß beim Lesen!
Der Oktober in Malawi ist, auch wenn man sich das in
Deutschland vielleicht schlecht vorstellen kann, der wärmste und trockenste
Monat im ganzen Jahr. Wir sind also gerade richtig in Hochsommerstimmung und
können uns gemütliche Abende mit einer Tasse Tee in der Hand während draußen
ein kalter Herbstwind pfeift gar nicht mehr vorstellen. :D
Nun sind wir richtig drin in unserem neuen Leben in Guilleme
J Seit nun schon 2 Monaten
ist unser Boarding hier richtig mit Leben gefüllt… Und wir leben hier gemeinsam
mit etwa 360 ganz wunderbaren Mädchen auf dem Gelände.
Wow, das war echt eine ganz große Umstellung für uns! Unser
Leben wurde hier komplett umgekrempelt. Und je länger wir hier leben, umso mehr
lernen wir diese Veränderung zu lieben! Auch wenn es anfangs für uns ein wenig
schwer war.
Wie ihr vielleicht wisst, arbeiten Pia und ich an der Guilleme
Girls Boarding Primary School, das ist eine Grundschule für Mädchen von der
ersten bis zur achten Klasse. Auf dem Boarding allerdings leben nur die Mädchen
der höheren Klassen (5.-8.). Am fünften
September war der Tag gekommen, an dem all diese fröhlichen, lebendigen Mädchen
hier eingezogen sind. Und schon war es vorbei mit der Ruhe!
Anfangs waren natürlich alle ganz neugierig und wollten uns
begrüßen und unsere beste Freundin sein J Jeden Tag wurde bei uns rund um die Uhr an
der Tür geklopft und das hat sich bis jetzt auch noch nicht wirklich geändert.
Meistens kommen die Mädchen vorbei um sich Spiele auszuleihen, weil sie mit uns
„chatten“ möchten oder einfach nur um Hallo zu sagen.
Pia und ich haben wie
unsere Vorgänger eine „Game-Time“ von 14 bis 17 Uhr, welche extra für diese
Zwecke genutzt werden kann. ;D Dann werden
Spiele gespielt, Bücher gelesen oder lustige Tänze getanzt. Besonders gerne
mögen die Mädchen auch spannenden Geschichten und Märchen lauschen. J „Please tell me a story“… Das ist echt total
schön!
Abends gehen wir dann immer in den Schlafsälen (Dorms) der Mädchen herum, um ihnen gute Nacht zu sagen. Das tut uns glaube ich genauso gut wie den Kindern. J Wir werden immer bestürmt von den vielen Mädchen, die sich eine (oder mehrere) Umarmungen abholen wollen.
Ein Arbeitstag in Guilleme…
Schon morgens in der Frühe noch vor Sonnenaufgang ist unser
Boarding erwacht… Immerhin gibt es ja auch viel zu tun! Wäsche muss gewaschen und
die Dorms ordentlich geputzt und die Betten gemacht werden. Das Ziel der
Mädchen ist es nämlich, besonders viele Sterne für den eigenen Dorm zu
bekommen, welche Pia und ich jeden Morgen an die besten Schlafsäle vergeben.
Und das ist die Anstrengung wert! Denn am Ende des Monats gibt es einen Preis
für die meist verdienten Sterne, Schmetterlinge oder Herzen.
Um spätestens 7:15 Uhr müssen wir alle fertig und bereit für
den Schultag sein. Zu diesem Tag beginnt auf dem Schulhof die Morning Assembly,
an welcher alle Schülerinnen teilnehmen müssen. Die Mädchen stellen sich dann
Klassenweise in Reihen auf und es werden einige Aufwärmübungen gemacht, Gebete
gesprochen und zum Schluss wird natürlich die malawische Nationalhymne auf
Englisch oder Chichewa gesungen. Die kleinen Erstklässer stürmen danach immer
schon voller Energie in ihre Klassenräume, während die Mädchen der höheren
Klassen es immer etwas langsamer angehen lassen J
( Beim Outdoorr-Unterricht...)
Wenn wir von der Schule nach Hause kommen kochen wir für uns
selber Mittagessen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, da wir im
Moment sehr oft einen „Blackout“ haben. Das heißt, dass der Strom für einige
Stunden oder manchmal bis zu zwei Tagen ausfällt. Das bedeutet also für uns es
wird traditionell über dem Feuer gekocht J
Wenn wir es erstmal anbekommen haben macht das aber echt Spaß und dann sitzen
wir draußen und kochen uns Nsima (Maisbrei) oder braten Pfannkuchen.
Nachmittags spielen wir dann in der Game-Time mit den
Mädchen, lesen oder räumen auf. Letztens haben wir uns auf dem Sportplatz ein
Netballspiel von unseren Mädchen angeschaut. Netball ist eine Art von Handball
und wird hauptsächlich von Frauen gespielt. Wenn jemand ein Tor gemacht hat,
sind immer alle auf das Feld gestürmt und haben getanzt und Lieder gesungen.
Wir haben uns mitreißen lassen und das hat echt großen Spaß gemacht! So sieht also unser Alltag aus und wir haben uns schon
richtig daran gewöhnt J
Natürlich habe ich auch von einigen interessanten Veranstaltungen außer der
Reihe zu berichten…
Wasser holen auf dem Kopf...
Besondere Erlebnisse und Feierlichkeiten…
Das erste besondere Ereignis in diesem Monat fand am 3.
Oktober in Lilongwe statt. Anlässlich des Tags der deutschen Einheit waren wir
sechs und viele andere Deutsche aus ganz Malawi in der Residenz des deutschen
Botschafters eingeladen. Seit etwas längerer Zeit hatten wir daher irgendwie das
Gefühl wieder in Deutschland angekommen zu sein. Das war anfangs schon seltsam,
weil auf einmal wieder in einer uns vertrauten Sprache gesprochen wurde und wir
ganz viele Azungus (Weiße) gesehen haben. :D Trotzdem haben wir den Abend noch
sehr genießen können, da wir die Gelegenheit hatten neue Bekanntschaften zu
schließen, Erfahrungen auszutauschen und eine deutsche Party mit Schnitzel,
Sauerkraut, Schlagern und Bier zu genießen. Den Tag danach haben wir sechs dann
noch auf einem großen Markt in Lilongwe verbracht bis es dann in einem etwas
engen Minibus wieder heimwärts ging J
Auch an den Wochenenden werden wir manchmal spontan oder
auch mit Ankündigung von den Schwestern zu Festen eingeladen. :D Das ist bei
jedem Mal ein ganz besonderes Erlebnis J
Am 15. Oktober (übrigens auch Muttertag in Malawi) wurde bei den Sisters of
Charity of Ottawa im Guilleme Konvent der Geburtstag der Ordensgründerin
gefeiert. Wir waren natürlich mit von der Partie. Das Fest startete mit einer
Messe (wie eigentlich alle Feste auf denen wir bisher waren J). Dabei haben einige
unserer Guilleme-Girls mit hübschen weißen Kleidchen gesungen und getanzt. Das
war wieder einmal wunderschön! Zu dem Fest kamen aus Guilleme und aus vielen
anderen Teilen Malawis, Vertreter einer Gruppe, welche die Schwestern in
verschiedenen Bereichen unterstützen. In diesem Fall gab die Gruppe und die
Schwestern ein großes Essen für die Bedürftigen aus unserem Dorf und versorgten
sie mit Lebensmitteln und Seife. Das war auch sehr schön und meiner Meinung
nach ein tolles Zeichen der Einheit und Gemeinschaft!
Auch für uns gab es ein großes Festessen, Obst und später
noch einen großen Schokoladenkuchen, welcher feierlich von der ältesten Schwester
angeschnitten wurde J
Am Nachmittag haben wir dann einem Netballspiel zwischen den Schwestern und den
Helferinnen der Unterstützergruppe zugeschaut. Ganz verstanden haben wir die
Regeln noch nicht, aber immerhin merkt man sofort wann ein Tor fällt aus den
bereits genannten Gründen. :D An sich wird eigentlich immer dabei gesungen und
getanzt. Das Spiel endete abrupt, als wir das Feld für eine Jugendfußballgruppe
aus dem Dorf räumen mussten. :D
(Mädchen führen kleine Dramas vor unserem Haus vor)
Wie so oft war auch dieser ein ganz besonderer, wunderbarer
und gelungener Tag J
Guilleme ist nun unser zweites Zuhause auch wenn ich natürlich noch oft an das
schöne Deutschland denke J
Wir sind hier in einer großen, lebhaften Familie aufgenommen worden und freuen
uns über jeden neuen Tag, welcher fast immer Überraschungen für uns bereithält
:D
Ich hoffe es war nicht zu lang und ihr konntet den Bericht
genießen! :D
Viele Grüße aus dem immer wärmeren Malawi und bis zum
nächsten Mal!
Tionana (Wir sehen uns)
Eure Antonia